Auf- und Umbruch: von 1945 bis 1990

Der Neubeginn der Verlagsarbeit war aufgrund von Papierrationierungen schwierig. Ab Mitte 1946 erschien wieder die Zeitschrift Caritas; einige Jahre später auch die Caritas-Korrespondenz, die als wichtiger Vorläufer der Loseblatt-Sammlungen (Gesetzestexte, tarifrechtliche Richtlinien) seit den 1960er-Jahren gilt. Schon ab 1952, möglicherweise sogar bereits 1949, erschienen die von der Arbeitsrechtlichen Kommission des DCV beschlossenen Arbeitsvertragsrichtlinien. Den Anfang machten Richtlinien über Arbeitsverträge in den Anstalten der Erziehungs- und Wirtschaftsfürsorge, der Gesundheitsfürsorge des DCV, in den Einrichtungen der offenen und halboffenen Fürsorge des Verbandes sowie eine allgemeine Textsammlung arbeitsrechtlicher Gesetze.

Im Zuge von Umstrukturierungen erhielt der Lambertus-Verlag seinen heutigen Namen. Dieser geht auf den Hl. Lambertus, einer der Schutzpatrone der Stadt Freiburg, zurück und war 1951 das Ergebnis eines Wettbewerbs unter den Mitarbeitenden.

Nachdem der Caritas-Buchkalender schon seit 1925 Bestandteil der verlegerischen Tätigkeit war, wurde 1950 auch erstmals der Caritas-Tagesabreißkalender Unser täglich Brot veröffentlicht, die beide bis heute im Verlag erscheinen und in vielen Caritas-Einrichtungen fast schon zum Inventar gehören.

Der Publikationsschwerpunkt der 1950er-Jahre – pädagogische Literatur aus christlicher Sicht –läutete zugleich den Wandel zum Fachverlag ein: Die katholischen Expert*innen fanden über eine theologisch verankerte Pädagogik, Psychologie und Erziehungsberatung zu moderner Fachlichkeit.

In den 1960er-Jahren weitete sich das Spektrum auf wichtige Teilbereiche Sozialer Arbeit aus: Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Methodenlehre. Deutsche Politik, Alltagskultur und Sprache standen unter US-amerikanischen Einflüssen, die Publikationen zur sozialen Einzelfallhilfe (casework), Gruppenarbeit (group work) und Gemeinwesenarbeit (darunter viele Übersetzungen angloamerikanischer Autor*innen) lagen somit im Trend.

Zugleich überschritt der Verlag bewusst konfessionelle Grenzen durch die Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk der EKD und den Verzicht auf religiöse Bezüge in vielen praxisbezogenen Büchern – eine verlegerische Entscheidung, die zumindest im zweiten Fall immer wieder für Konflikte zwischen DCV und Verlag sorgte.

Das sich ausdifferenzierende und intensivierte soziale Hilfehandeln zu Beginn der 1970er-Jahre fand sich in weiteren Einzelfeldern der Sozialen Arbeit wie Heilpädagogik, Sucht- oder Altenhilfe wieder, auch soziologische Studien wurden verstärkt verlegt.

Caritasverlag - Büchertisch im Ausstellungsraum